Zwischen Tagnacht und Hautbeginn – Rezension

Quelle: Salzburger Internet-Kulturtageszeitung

KLAUSHOFER / GEDICHTE

Das Ohr noch an der Schwelle

Gedichte von Roswitha Klaushofer, Vertonungen von Bruno Stobl und Tuschzeichnungen von Christian Rothmann umfasst der Band “zwischen tagnacht und hautbeginn”.

Von Heidemarie Klabacher

23/02/07Ein Satz weht leise über den Fluss. Von den Lippen entweicht den Fischen kein Wort” – “Sichtgrenze” heißt dieses beinah haikuartig knappe Gedicht. Oder “Grünwurf”: “Im Zeilentakt sonnengetränkter Gräser das Schneckentier. Neben Leuchtfluss und Leichtlaufbrille der Wanderfuß”. “Das Sturzglas vorm Aug mit der Ahnung dem ewigen Grind”, mahnt sie zur Vorsicht.
Es sind aquarellhaft zarte Wortbilder von hoher Suggestionskraft. Uneitel, unprätentiös. Aphoristische Kürze lädt zum Ausloten der Tiefe.
Roswitha Klaushofer wurde 1954 in Salzburg geboren. 1996 erhielt sie den Lyrikpreis des Landes Salzburg. Im Band “zwischen tagnacht und hautbeginn” treten ihre Texte in Dialog mit den Tuschezeichnungen von Christian Rothmann. Die kräftigen und gleichzeitig filigranen Arbeiten sind keine “Illustrationen” zu den jeweils gegenüberliegenden Texten, treten dennoch mit ihnen über die Assoziationen des Betrachters in Dialog.

Zwei der Gedichte, “In unbedachten Stunden” und “Märchen VI” hat Bruno Strobl für Sprecherin und Violoncello vertont. Die Partituren sind im Band enthalten. Mit dem scheinbar heiteren Duktus etwa eines Wunderhornliedes galoppiert in “Märchen VI” eine lachende Welt blutend über den Brunnenrand hinaus.