Die Inseln – Rezensionen


Quelle: Literatur und Kritik, Christoph Janacs.


Roswitha Klaushofer (*1954) zählt zu jenen Dichterinnen, deren Schrift erschwiegen ist, deren Gedichte und poetische Kürzel von Stille durchdrungen sind und in denen sich, auf wenige Zeilen komprimiert, das Drama des Menschen abspielt.
»In der Dämmerung / Schwimmender / ein Leuchtturm / dessen Lichter erlöschen // einmal / und nicht mehr« lautet »Leuchtturminsel II« aus Die Inseln, bei dem man unwillkürlich, vor allem in Zeiten wie diesen, an Flüchtlinge denken muss – aber auch an das vom Existentialismus geprägte Bild des Menschen als Scheiternden. Klaushofers Gedichte sind Antworten, Fortsetzungen und Fragen von und auf Wolfgang Seierls (*1955) sechzehn Bildtafeln, die ihrerseits angeregt wurden durch die Lektüre von Jean Greniers Les Îles.
Die Salzburger Edition Tandem brachte den Bild-Text-Zyklus in einer großformatigen Loseblatt-Mappe heraus, sodass es den LeserInnen möglich ist, die Bilder und Texte herauszunehmen, miteinander neu zu kombinieren oder auch damit die Wände zu schmücken. Eine mutige verlegerische Entscheidung, die die abstrakten, farbintensiven Bilder Seierls (der auch als Komponist tätig ist) und die fragilen Gedichte Klaushofers (die auch als Bildende Künstlerin und Musikerin Werke vorlegt) entsprechend würdigt. Ein optisches, intellektuelles wie haptisches Vergnügen!


Quelle: LitGes St. Pölten, Eva Riebler-Übleis

Weite statt Enge. Nach dem Lyrikband „Hinter dem Scheibenglas“ (Edition Tandem 2014) mit eigenen Zeichnungen hat nun Roswitha Klaushofer, Lyrikerin und Musikerin aus Zell a. See/Szbg. einen Gedichtband nach 16 losen Blättern von Wolfgang Seierl zusammengestellt. W. Seierl, geb. 1955 Wien, studierte Musik in Wien/Szbg.und Malerei an der Akademie der bildend. Künste Wien und hat mit der Lyrikerin die Musik als Verbindungsglied. Als Anregung zu seinem Zyklus diente ihm „Les Iles“ von Jean Grevier aus dem Jahre 1991. In diesem Werk geht es genauso um innere Inseln, Inseln der Befindlicheiten, Angste, süchte etc. Die 16 ausgewählten Bilder W. Seierls zeugen von Bewegung und Bewegtheit, sind skizzenhaft, stimmungsvoll und frei. Geprägt vom Strich, der zusammen und auseinander strebt, setzt der Farben in Beziehung. Seine Malerei ist abstrakt und frei, d.h. sie entziehen sich der direkten Interpretation und Deutung und können daher nur zu Texten finden, die ebenfalls auslegbar, interpretierbar nach allen Richtungen sind. Und so gestaltet R. Klaushofer stets ihre Zeilen. Ihr ist genauso das Offene, das Weite statt dem Engen wichtig. Ihre Texte sind ernsthaft und nehmen die Stimmung der Vorlagen auf.
Im wahrsten Sinne des Wortes drückt sie in ihren Miniaturen auch die Bewegung aus. Wenn sie schreibt: Leuchtturminsel I: Wir bewegen uns//bewegen uns immer noch/auf die leuchtende Insel zu. Und II: In der Dämmerung/Schwimmender/ein Leuchtturm/dessen Licht erloschen//einmal/und nicht mehr.
Klaushofer weiß um die Verletzlichkeit der Sprache und der einsamen Verhältnisse und schreibt in: Insel der Einsamkeit: Wirbellos/das zersprungene Wort/an der Brandung.
Und in der Textminiatur Insel des letzten Menschen heißt es: Still/ schleicht der Wind//klappt auf/klappt zu.
Einerseits, glaubt man, ist es ein Buch für Eilige, denn die Texte sind kurz, jedoch dauert die Erfassung von Zeilen und Bild lange und brennen noch länger nach.
Fazit: Großartig! Ein sehr dichtes, empfindsames Werk!