Spezies
In Literatur und Kritik zählt Christoph Janacs Roswitha Klaushofer zu jenen Dichterinnen, deren Schrift erschwiegen ist, deren Gedichte und poetische Kürzel von Stille durchdrungen sind und in denen sich, auf wenige Zeilen komprimiert, das Drama des Menschen abspielt. In den neuen Gedichten von Roswitha Klaushofer geht es um Gestalten, die dem menschlichen Wesen sehr nahe sind. Die Autorin hinterfragt Denkprozesse, die einer digitalen und einer globalen Gesellschaft entspringen, welche zusehends aus den Fugen gerät. „Im Nichtbild/trinkt einer/den Schaum ohne Umriss// schöpft mit der Kelle/den Rand – das Vereilte//knetet und formt/ das Verletzte – den Chor/der die Straße im Mitbild/entlang eilt“
„Jedes Bild, das ich mir mache, von einem seiner Bilder, ist mein Bild in seinen Augen.” schreibt Hiltrud Oman über Wolfgang Seierl und beschreibt damit die Wechselbeziehung zwischen Bild und Betrachter*in. Diese Wechselbeziehung stellt sich zwischen den Gedichten Roswitha Klaushofers und dem zunächst Lesenden ein. Wolfgang Seierl reagiert auf diese Texte mit Zeichnungen, die an eine 2018 begonnene Serie von Kohlezeichnungen anschließen: Kohle alles, was ich lasse. Zwischen Illustration und Provokation zeigen sie den Menschen in seiner Verletzlichkeit, seiner Menschlichkeit: Ecce homo.
Ja, ich weiß, woher ich stamme, Ungesättigt gleich der Flamme Glühe und verzehr’ ich mich. Licht wird alles was ich fasse, Kohle alles, was ich lasse, Flamme bin ich sicherlich.
aus: Friedrich Nietzsche, Ecce homo/Die fröhliche Wissenschaft