Spiegelparade – Rezension

Quelle: LitGes Eva Riebler-Übleis
Lyrische Umgarnung: Roswitha Klaushofer, Instrumentallehrerin, geb. 1954 in Salzburg, stellt einen weiteren Lyrikband in der Edition Tandem vor, nachdem 2010 auch „Von irrlichternden Sonnen“ Gedichte deutsch-spanisch erschien. In drei Teilen stellt die Autorin ihre Gedanken zum Leben und Sterben der Menschen dar. Teil 1 „am Luftrohr entlang“ umfasst Natur- und Vergissmeinnicht-Gedanken, das sind die Gedanken an die Alten und Dahinsiechenden in den Altenheimen, denen oft die Menschenwürde genommen wird. Der alte Mensch wird abgestellt. Die Frage taucht auf: Was ist der Mensch? Wie isoliert ist er und was belastet ihn. Teil 2 „Körperwelten“ betrifft Lyriken, die von Annäherung, Freundlichkeit oder der Vergeblichkeit und Unverbindlichkeit, wie es für unsere Mitmenschlichkeit so typisch ist, handeln. Auch hier scheint das Verstreichen der Zeit und das Älterwerden thematisiert zu werden. Gedicht S. 57 Angst macht / mir die Zeit / in meinen Falten / Mein Knie / massier´ ich / mit dem Schachtelhalm / Heut´ bin ich müde / von den Freundlichkeiten / lass meine Liebe / weich / am Rande gehen. Der sich beobachtende Mensch spiegelt sich und kann Klarheit gewinnen. Im dritten Abschnitt „Die Taue von Stimmen gezogen“ zeigt sich ebenfalls, dass der Mensch beeinflussbar ist und das Aroma des Gelesenen beim Lesen haften bleiben kann. Auch der lästige Klatsch der Leute haftet und tut weh. Die Taue von Stimmen sind die Verbindung zu den Verstorbenen. Ihre Botschaften können wir nehmen oder uns ihrer erinnern. Die Autorin legt mit diesem Werk wiederum Lyrisches vor, das die Illusion entlarvt, Mehrdeutiges anspricht und zulässt. Sie sorgt für Symbolik und Sinneseindrücke, die nicht nur neue Gedanken bergen, sondern vielmehr als Empfindungen nachklingen. Die gelungenen Grafiken des Bildhauers Anton Thuswaldner, geb. 1929 in Klagenfurt, nehmen in abstrakter Gestik das Thema der Lyrik auf und belichten oder loten den Inhalt über die Sprachebene weiter aus.